Jede symbolische Handlung findet gleichzeitig bei den einen Zustimmung und bei den anderen Ablehnung.
Wenn wir annehmen, Steinbrück wolle das bestmögliche Stimmenergebnis für die SPD erzielen, dann bedeutet dies zwangsläufig, dass Steinbrück hofft mehr Stimmen zu gewinnen als zu verlieren. Wenn man aber gleichzeitig davon ausgeht, dass die SPD-Wähler vorzugsweise im kleinbürgerlichen Milieu zu verorten sind, wo grossen Wert darauf gelegt wird, nicht gegen Konventionen zu verstossen, so darf als gänzlich ausgeschlossen gelten, dass wenigstens ein kleiner wahrscheinlich aber eher ein erheblicher Verlust an Wählerstimmen bei der Bundestagswahl am 22.09.2013 aufgrund des „Effe“ auftreten wird.
Deshalb gibt es nur zwei Erklärungsmöglichkeiten für Steinbrücks verhalten: entweder er ist extrem dumm oder er ist extrem gleichgültig gegenüber dem Wahlergebnis der SPD.
Die nahe liegendste Erklärung ist, dass sich in seiner Reaktion ein gewisses Mass an Frustration und Wut entlädt. Man könnte einwenden, dass Steinbrück auch vorher so einige Fettnäpfchen nicht ausgelassen hat. Aber diese waren z. T. situationsbedingte Pannen, die nicht unbedingt vermeidbar waren. Als Steinbrück das Honorar für den Vortrag am 26.11.2011 bei den Stadtwerken vereinbart hatte, dürfte er noch gar nicht konkret an eine Kanzlerschaft gedacht haben. Etwa vier Wochen vor seiner Rede hatte ihn ja Exkanzler Schmidt überhaupt zum ersten Mal ins Spiel gebracht.
Anfang 2013 gelobte Steinbrück Besserung und trat im März doch wieder in ein Fettnäpfchen, indem er Grillo und Berlousconi mit „Clowns“ verglich.
Man könnte meinen Steinbrück sei ein unverbesserlicher Tollpatsch und Dummkopf, wenn nicht seine hohe Bildung dem genauso entgegenstünden, wie Steinbrücks Verhalten im Wahlkampf ums das Ministerpräsidentenamt 2005. Damals wurden keine Fettnäpfchen kolportiert.
Man darf Steinbrück unterstellen, dass er könnte wenn er wollte. Ein Blog, von dem er nicht einmal genau weiss, wer ihn erstellt und einen Twitteraccount, den er nicht selbst bedient können als Beleg für Steinbrücks geringe Motivation dienen.
Man darf vermuten, dass weder Gabriel noch Steinmeier die politische Führung mit einem SPD-Kanzler wollten. Eine substanzielle Oppositionspolitik gegen die Kanzlerin suchte man in den vergangenen vier Jahren vergebens. Politische Führungskräfte, die Führungsansprüche nur noch spielen sind politische Clowns.
Und so durfte Steinbrück Kanzlerkandidat spielen wie für einen Clownverein. Am Rosenmontag kurz vor Aschermittwoch zeigte Steinbrück seine Kür.