Wollen wir wirklich alle Abgründe kennen?

Edathy war wohl ein angesehener Abgeordneter. Er hat, wie man jetzt erfahren hat, sich vor allen Dingen durch das hartnäckige Nachfragen im NSU Prozess unter den Abgeordneten grosses Ansehen erworben. Dieses Ansehen ist jetzt zerstört, seit die Öffentlichkeit eine sehr dunkle Seite von Edathy kennt. Persönlich hat Edathy allerdings so weit wir wissen keinen Menschen persönlich geschädigt.

Auch Herr Friedrich war in gewissen Kreisen ein anerkannter Minister. Nun ist er es nicht mehr. Weil er das dunkle Geheimnis in Edathys Seele an Herrn Gabriel verraten und damit das Amtsgeheimnis gebrochen hat.

Die Auswirkungen sind sehr gewaltig für ein Geschehen, dass sich, sieht man von den von Edathy veranlassten Kreditkartenzahlungen ab, im rein privaten Bereich auf einem PC abgespielt hat. Merkwürdigerweise fragt sich aber niemand, ob es überhaupt Sinn macht Dinge als strafbar zu verfolgen, die  wie das Betrachten von Videos niemanden direkt nachweisbar schädigen solange sie im privaten Bereich stattfinden.

Zuallererst muss die Strafverfolgung dort ansetzen wo wirklich Menschen geschädigt werden, also müssen diejenigen bestraft werden, die Kinder gegen ihren Willen durch die Aufnahme von Fotos und Videos missbrauchen.

Natürlich ist es schockierend, dass jemand Vergnügen daran findet, nackte Kinder zu betrachten oder gar deren Misshandlung. Aber eine direkte Schädigung findet durch das Betrachten der Bilder nicht statt. Um die Kinder zu schützen würde es ausreichen, die Herstellung und die Förderung der Verbreitung von kinderpornographischem Material zu verbieten.

Dafür kann man mehrere Gründe anführen. Zum einen scheint mir die strafrechtliche Sanktionierung von Taten, für die sich kein direkter Geschädigter finden kann generell fraglich. Es ist auch schwer zu vermitteln, dass einer der einen Menschen wirklich physisch geschädigt hat möglicherweise ähnlich bestraft werden könnte, wie jemand der nur Bilder einer solchen Schädigung betrachtet.

Natürlich wird ein Verbrechen indirekt gefördert, indem Zahlungen geleistet werden. Aber dann reicht es, genau diese Zahlungen zum Anlass für eine Strafe zu nehmen. Eine hochnotpeinliche Durchsuchung privater Computer ist damit nicht mehr nötig. Damit ist gleichzeitig auch die Tendenz zu einer Art Gesinnungsjustiz vom Tisch. Der Staat tendiert dazu alles zu überwachen, in jeden Lebensbereich einzudringen.

Ein bedenklicher Nebenaspekt der in diesem Zusammenhang notwendigen Beweisführung ist es, dass PC-Systeme grundsätzlich manipulierbar sind, wozu die Geheimdienste wesentlich beitragen. Auf der einen Seite wird von Seiten der Politik der Anspruch formuliert mit richterlicher Genehmigung in jeden privaten PC eindringen zu dürfen. Auf der anderen Seite beansprucht die Justiz genau diese private PCs als Beweismittel. Damit ist die Gewaltenteilung gefährdet.

Hier noch einige bedenkenswerte Links zur Thematik:

http://www.zeit.de/2014/10/staatsanwaltschaft-fall-edathy

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fleischhauer-kolumne-zum-fall-edathy-a-959813.html

 

 

 

Geheimisverrat Edathy. Einfache Erklärung möglich.

Woher wusste Herr Edathy wohl von den anstehenden Durchsuchungen? Die Erklärung könnte einfach sein. Niemand muss Herrn Edathy direkt etwas verraten haben.

Anfang Oktober erfuhr der ehemalige Innenminister Friedrich, dass Edathy  möglicher Verdächtiger im Zusammenhang mit Kinderpornografie sei. In Sorge darüber, dass unter Umständen ein Krimineller in der zukünftigen grossen Koalition eine verantwortliche Stellung etwa als Leiter eines Bundestagsausschusses einnehmen könnte, informierte Friedrich den Parteivorsitzenden Gabriel. Da nun entgegen erster Planungen Herr Edathy nur noch einfacher Abgeordneter sein sollte, musste natürlich auch der Fraktionsvorstand informiert werden. Nun dürfte der Fraktionsführung kaum ein plausibler Grund eingefallen sein, warum Edathy nur noch einfacher Abgeordneter sein sollte. Herr Edathy könnte Lunte gerochen haben und die entsprechenden Schlussfolgerungen gezogen haben.

Eine Aufschlüsselung des Verlaufes der Affäre findet man beim Handelsblatt.

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fall-edathy-chronik-einer-staatsaffaere-seite-all/9480068-all.html

EU-Schweiz. Prüfstein für demokratische Gesinnung

Der Schweiz drohen nun Einschränkungen beim Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Der Zugang zum freien Warenverkehr bedinge auch freien Personenverkehr, so offizielle Verlautbarungen von Vertretern der EU. In Bezug auf den Freihandel mit den USA hat man jedoch noch nichts darüber vernehmen können, dass das geplante Freihandelsabkommen auch die Personenfreizügigkeit zwischen der Europäischen Union und den USA beinhalten würde. Es dürfte auch gänzlich unwahrscheinlich sein, dass sich die USA auf eine Personenfreizügigkeit einlassen und auf ihr striktes Greencardmodell verzichten werden. Somit ist zu vermuten, dass die EU mit zweierlei Mass messen wird. Die EU entpuppt sich in diesem Fall als ein autokratisches Regime, das kleine Staaten zu unterdrücken sucht und nur mit gleich grossen Strukturen, also etwa mit den USA und China auf Augenhöhe verhandelt.

Und überhaupt ist die Haltung der EU totalitär, in dem Sinne, dass sie die souveräne Entscheidung von Völkern mit Sanktionen belegen möchte. Die demokratische Selbstbehauptung der einzelnen Völker und Regionen soll gebrochen werden, wie die regionale Identität und Autonomie. Man muss befürchten, dass dies alles einheitlichen supranationalen Strukturen geopfert werden soll, in denen allein die Konzerne als autonome Subjekte übrig bleiben. Ein interessanter Nebenaspekt, ist auch die merkwürdige Stille der EU in Bezug auf die freie Benutzung von Strassen. Es gibt zwar keine Zollbäume mehr, aber dafür genügend Mautbäume. Dies alles ist ein Indiz dafür, dass die Eu nicht eine Union für die Menschen, sondern viel mehr eine Union für die Konzerne darstellt. Denn was nützt es, wenn die Bürger nicht mehr vom Staat, sondern dafür aber von Wirtschaftsunternehmen in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und kontrolliert werden? Das freie Wegerecht ist essentiell wichtig um die Individualität der Einzelnen im Hinblick auf eine freie wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung zu sichern.

Ganz wesentlich wird sich die EU an der Gleichbehandlung der Schweiz mit der USA messen lassen müssen. Nur wenn ein System die Schwachen, wie die Starken gleich behandelt, darf es als human und demokratisch gelten. Man darf gespannt sein.

Schweizkritik: Kapital geht über Kultur, Versorgungssicherheit und Umweltschutz

fragezeichenWarum sollten die Schweizer nicht bestimmen sollen, wie viele Menschen aus anderen Kulturen in die Schweiz kommen dürfen?

Spiegel-Online bezeichnet die Schweiz als Land der Angst. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/schweiz-stimmt-gegen-masseneinwanderung-analyse-a-952409.html) Sehr zweifelhaft, ob der Autor David Nauer das Land mit dem wohl höchsten Ausländeranteil in Europa wirklich kennt, geschweige denn überhaupt einmal besucht hat. Sicherlich hat er nie erlebt, wie die Züge zu den Stosszeiten schon als Doppelstockwagen mit der grösstmöglichen Länge an vielen Ort bis zum letzten Platz besetzt sind. Weicht man in den Ballungsräumen auf das Auto aus, befindet man sich garantiert im Stau.

Nicht möglich ist es an vielen Orten, mit einem normalen Lohn noch eine Wohnung nah am Arbeitsplatz zu mieten. Die Wohnungen sind zu teuer. Viele sind auf das Pendeln angewiesen.

Warum sollen die Schweizer nicht selbst entscheiden können, ob sie in einem komplett zugebauten Land wohnen wollen? Schon heute wäre das Land in einer Krise nicht überlebensfähig. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen sind viel zu gering. Die Schweiz ist auf die Lebensmittelzufuhr von aussen angewiesen.

Warum sollten die Schweizer nicht entscheiden können, ob sie ihre kulturelle Eigenart und ihre Mundart behalten wollen oder nicht?

Und warum ist es in Europa nicht möglich, die Arbeitsplätze dort zu schaffen, wo die Menschen leben.

Der Kapitalismus verlangt grenzenlose Mobilität. Die entwurzelten Menschen müssen zwischen ihrem Arbeitsplatz und ihrer alten Heimat pendeln. Gigantische Verkehrsströme werden erzeugt.

Eine nachhaltige Entwicklung in Europa wäre viel weniger durch Glühbirnenverbote und limitierte Staubsaugerleistungen zu erreichen, sondern viel mehr durch eine nachhaltige Entwicklung der Regionen und eine Versorgung vor Ort.

Für die Posaunen des Kapitalismus aber, sind solche Erwägungen fremd.

 

Nichts mehr als schöne Hüte und rote Roben?

Eine wirkliche Überraschung dürfte es nicht sein, dass das Bundesverfassungsgericht bzw. die von der Politik ernannten Richter , sich der Enteignung der Bürger durch ESM und Inflation nicht substanziell entgegenstellen.

Bemerkenswert ist aber, dass das Bundesverfassungsgericht das Anleihenaufkaufprogramm auf der einen Seite als nicht verfassungsgemäß kritisiert, gleichzeitig aber durch Zusatzbemerkungen diese Eindeutigkeit wieder zunichte macht. Es ist doch überhaupt nichts daran zu deuteln, dass die monetäre Staatsfinanzierung verboten ist. Daran ändern auch Zusatzbemerkungen nichts.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die jüngsten Entwicklungen das Verfassungsgericht zunehmend überfordern. Aber genau dies möchte man nicht zugeben. Denn dann würde das Verfassungsgericht sich selbst entmachten. Deshalb belässt es das Verfassungsgericht bei faulen Formelkompromissen.

Das Auftreten der Richter gleicht mehr und mehr einer Faschingsveranstaltung.

 

Rezension Oliver Janich, „Die vereinigten Staaten von Europa“, Finanzbuchverlag München 2014

In Bezug auf das Projekt der vereinigten Staaten von Europa bin ich skeptisch. Deshalb hat es meine Neugierde geweckt, was wohl Oliver Janich schreiben würde.  Leider muss ich sagen, dass mich dieses Buch mehr als enttäuscht hat. Wenn zwar tatsächlich auch ich eine verdeckte ideologische Nähe des Nationalsozialismus zu der Europaideologie der im Parlament vertretenen Parteien sehe (ausführliche Begründung siehe hier: (http://www.weltundzeit.de/?p=164), die mittelbar die nationalen Eigenheiten als zu überwindenden Stolpersteine auf dem Weg hin zur europäischen Einheit sehen, so halte ich es doch für vollkommenen, durch nichts zu belegenden Unsinn, eine direkte Verknüpfung zu behaupten.

Janich legt durch seine Recherchen nahe, dass die Nazis nach dem Zusammenbruch des Regimes weitergewirkt hätten, um das Projekt der europäischen Einigung zu verfolgen. Jeder der mit einigermassen wachen Augen durch die Welt läuft, müsste nämlich erkennen, dass die Ideologie der Nazis nun wirklich gar nichts mit den Ideologien der Eurokraten zu tun hat.

Weiterhin behauptet er, dass die europäische Einigung das Vehikel sei um eine Weltregierung zu errichten.

Janich wehrt sich dagegen, dass er ein Verschwörungstheoretiker sei, mit dem Argument, alle seine Behauptungen seien durch mehr oder weniger seriöse Quellen belegt. Tatsächlich vermittelt der umfangreiche Fussnotenapparat  den Eindruck sauberer Recherchen.

Das Problem ist nur, dass viele Zitate, die in eine Richtung weisen, kein Beweis dafür sind, dass tatsächlich ein innerer Zusammenhang zwischen bestimmten Ideen und Fakten besteht. Nur weil  viele Politiker in irgendeiner losen Form eine Verbindung zu Freimaurern haben, heisst es noch lange nicht, dass sie nach einem Drehbuch der Freimaurer arbeiten.  Selbst Janich gibt ja zu, dass es sich bei den Bilderbergertreffen wohl eher nur um informelle Instrumente von Machtgestaltung und nicht um tatsächliche Instrumente der Machtgestaltung handelt. Es werden vermutlich Ideen ausgetauscht, die auch im ein oder anderen Fall politische Konsequenzen haben können.

Dr. Volker Gallandi kritisiert ausserdem, dass ein für die Argumentation des Buches zentrales Zitat von David Rockefeller in der zitierten Quelle gar nicht auffindbar ist.

http://www.pt-magazin.de/wirtschaft/finanzen/artikel/zwei-varianten-makrooekonomie-201416185

Janich bleibt die Antwort schuldig, was die Motive jener inneren Machtzirkel sein sollen, die angeblich eine Weltherrschaft anstreben.  Im Regelfall dürften auch die mächtigsten und reichsten Menschen dieser Welt immer auch Partikularinteressen haben, die darin bestehen, dass sie ihre Macht und ihren Reichtum bewahren und gegebenenfalls auch vermehren möchten. Darin sind sie aber in vielen Fällen zwangläufig Konkurrenten untereinander. Wenn man nicht an Esoterik und Okkultismus glaubt, dann fehlt eben das Motiv für einen inneren geheimen Machtzirkel, der die Weltherrschaft anstrebt.

Und da bin ich an dem Punkt zu hinterfragen, welche Ideen Oliver Janich sonst noch vertritt. Erst nach dem Kauf des Buches habe ich bemerkt, dass Oliver Janich Gründungsmitglied der sogenannten „Partei der Vernunft“ ist. Auch wenn sich die Partei so nennt heisst dies nicht, die Vertreter dieser Partei auch mit besonderer Vernunft gesegnet seien.

Sie gehen von der Auffassung aus, dass der Staat weitestgehendst unnötig ist.  Wenn man diese Auffassung als eine extreme Spielform des Liberalismus vielleicht noch vertreten kann, so zeigt die Behauptung, der menschengemachte Klimawandel, sei eine verschwörerische Erfindung einzelner Gruppen einen Bewusstseinszustand den man als mittelalterlich bezeichnen könnte.

Was meiner Ansicht nach die Parteigänger der Vernunft auszeichnet, ist die panische Angst, irgendjemand könne ihnen irgendetwas wegnehmen. Deshalb wird jegliche Art von kollektiven sozialen Beziehungen auf Verschwörungen zurückgeführt. Dies ist der eigentlich ideologische Hintergrund dieses Buches.

Wer so etwas behauptet, hat einfach ein Bildungsdefizit. Beim nächsten Mal bevor ich ein Buch kaufe, werfe ich erst einmal „Google“ über den Autor an.

Wer seriös etwas neues erfahren will, dem empfehle ich das Buch nicht. Ausser einigen zusammengesammelten Zitaten ohne nachgewiesenen Zusammenhang wird nicht viel geboten. Aber möglicherweise sind die Freimaurer, über die man naturgemäss nichts genaues weis, ein vorzüglicher Ansatzpunkt für Verschwörungstheorien. Und solche dürften sich in gewissen Kreisen gut verkaufen.

Wenn Sie das Buch trotzdem bestellen wollen und gleichzeitig meinen Blog unterstützen wollen, dann bestellen Sie über diesen Link:
Oliver Janich, Die Vereinigten Staaten von Europa

Warum die Forderung Merkels nach „mehr Europa“ fragwürdig ist

Für mich ist die Idee eines europäischen Superstaates eine fragwürdige, wenn nicht gefährliche Idee. Denn Europa besteht aus Völkern mit unterschiedlichen Sprachen, Traditionen und Mentalitäten.  Wenn irgendetwas europäisch ist, dann die besondere Vielfalt. Warum es jetzt besonders friedensstiftend sein soll, die mit diesen unterschiedlichen Völkern verknüpften Staaten mehr oder weniger zwangsweise zu einem Superstaat zusammen zu führen, verstehe ich nicht. Denn die Sozialsysteme und Steuersysteme sind sehr gegensätzlich.

Die Diskussion um einen europäischen Superstaat kann man nicht führen, ohne auf die geschichtlichen Hintergründe zu schauen.  Die offizielle Lesart von CDU, SPD, Grünen und FDP ist es, dass sich die europäische Union nach dem zweiten Weltkrieg als Friedensprojekt bewährt hat und deshalb die Integration weitergeführt werden sollte.

Frühere und gescheiterte Projekte einer europäischen Einigung ist der Versuch einer hegemonialen Herrschaft eines Staates über alle anderen Staaten. Weder gelang es Napoleon ganz Europa französisch zu machen, noch gelang es Hitler, ganz Europa deutsch zu machen.  Aus dem Scheitern der hegemonialen Einigung schliesst man nun, dass es eine kooperative europäische Einigung geben müsse. Dies ist der ideologische Hintergrund für die Forderung Merkels nach „mehr Europa“.

Wenn man aber nach den Gefühlen der Menschen forscht, dann fühlen sich die Menschen aber nicht primär als Europäer, sondern als Engländer, Franzosen, Deutsche oder Italiener. Es ist nicht nur die Sprache, sondern auch die Eigenart der Völker. Wer Europa erleben will, der freut sich über das italiensiche „dolce vita“, über deutschen Fleiss und Gemütlichkeit oder über die französiche Lebensart. Wer Europa bereist, bereist eben nicht Europa, sondern Italien, Deuschland oder Frankreich.

Wenn nun die einzelnen Länder europäischer werden sollen, dann ist gemeint, dass die einzelnen Länder ihre Identitäten zugunsten einer europäischen Identität aufgeben sollen. Dass ganze ist aber mehr als die Summe seiner Teile und ich wir haben nicht mehr Europa, wenn die Deutschen weniger deutsch, die Franzosen weniger französisch und die Italiener weniger italienisch werden.

Wenn man sich dessen gewahr wird, dass es eine europäische Identität gar nicht gibt, dann wird auch klar, dass das politische Streben nach einer einheitlichen europäischen Identität ebenfalls ein hegemoniales Projekt ist, da die Völker wiederum ihre eigene Identität zugunsten einer neuen politisch erwünschten Identität aufgeben sollen.

Man sollte vorsichtig sein, aus der Geschichte einfach Lehren in Form blosser Gegenentwürfe zu ziehen.  Doch eines scheint ziemlich unübersehbar. Jedes hegomoniale Bestreben Europa von oben herab zu vereinheitlichen hat bisher immer in die Katastrophe geführt.

Niemand kann vorhersagen, ob dieses dritte Projekt zur europäischen Einigung ähnlich katastrophal verläuft wie die beiden vorhergegangenen.  Es ist insoweit nicht vergleichbar mit den vorhergegangenen Projekten, als eine Vereinigung ohne militärische Gewalt vollzogen wurde.

Wenn man sich aber gewahr wird, dass dieses Europa, wie es von CDU, SPD, FDP und Grünen angestrebt wird, nur möglich ist, indem fundamentale demokratische Prinzipien über Bord geworfen werden, dann muss man skeptisch sein.

Denn in dieser Europäischen Union gibt es keine Gewaltenteilung zwischen Legislative und Exekutive, die EU-Komission ist gleichzeitig Regierung und Gesetzgeber, das europäische Parlament ist ein Scheinparlament, da es kein Initiativrecht für Gesetze hat und nicht repräsentativ ist. Dass ein maltesischer Wähler zwanzig mal mehr Stimmgewicht hat, als ein deutscher Wähler zeigt dies ganz klar.

Zudem vernachlässigt Europa das Subsidiaritätsprinzip. Denn lokal herrschen in Finnland ganz andere Verhältnisse als in Griechenland. Warum es Sinn machen soll, diese unerschöpfliche Vielfalt in das Korsett einer einheitlichen Gesetzgebung zu zwängen, bleibt mehr als fraglich.